Juliane Seyhan - I’m Every (Business) Woman

Wann/wie hast du dein Unternehmen gegründet?

Ursprünglich komme ich aus der Verlagsbranche. Über 15 Jahre habe ich als Programmleiterin und Lektorin Wirtschaftsbücher akquiriert und betreut - meistens im Themenfeld Leadership, neue Arbeit und Diversity. Fast alle der Autor*innen, mit denen ich gearbeitet habe, sind auch Speaker*innen, Berater*innen, Coaches. aber viele davon waren in den klassischen Speaker*innen-Agenturen nicht vertreten. Daher kam mir die Idee, genau so eine Agentur zu schaffen: ein Netzwerk, in dem Personen mit klugen Inhalten und Substanz zu den Themen der neuen Arbeitswelt vertreten sind.

2021 habe ich minds + matches gegründet: Dort vertreten wir Menschen rund um die Themen Transformation und New Work sowie Diversity und Inclusion. In Organisationen gibt es nach wie vor großen Bedarf an externem Input zu diesen Themen. Wir wollen einen positiven Beitrag zu einer neuen Arbeitskultur in Organisationen schaffen.

Welche Herausforderungen siehst du für Frauen*, die den Schritt in die Selbstständigkeit und/oder Unternehmensgründung gehen wollen?

Investitionen werden immer noch häufig an rein männlich zusammengesetzte Gründungsteams vergeben - mehr als 90% des Startup-Finanzierungsvolumens waren es 2022. Da gibt es also definitiv strukturelle Nachteile. Aber nun gründet ja nicht jede*r ein Start-up mit Risikokapital. Ein Aspekt, der aber Frauen ebenso wie alle strukturell benachteiligte Personen betrifft: Am Anfang der Selbstständigkeit sind die Verdienste meistens nicht so hoch, das Business muss sich ja erstmal etablieren. Das heißt: gründen muss man sich leisten können. Wenn nicht Zuschüsse oder Finanzierungen gezahlt werden, sind das häufig Menschen aus einer wohlhabenden Familie, Menschen, die vor der Gründung ein gutes Gehalt hatten und sparen konnten oder die einen Partner / eine Partnerin haben, der/die den Lebensunterhalt eine Weile bestreiten kann. Definitiv herausfordernd.

Und, das gilt für alle: Es wäre schön, wenn Gründen noch einfacher zugänglich wäre, also die bürokratischen Hürden niedriger wären.

Was ist ein Learning aus deiner bisherigen Zeit als Unternehmer*in, das dich überrascht hat?

Es gibt ständig neue Learnings, und das finde ich auch gerade gut! Dieses Jahr ist mir nochmal klar geworden, wie wichtig ein Netzwerk ist. Und wie wichtig es ist, Menschen um dich zu haben, die deine Idee gut finden und unterstützen. Gerade in der Anfangsphase bist nicht nur du euphorisch, sondern oft auch die Menschen um dich herum - und es ist natürlich toll, wenn viele mit dir arbeiten oder bei deiner Sache dabei sein wollen. Aber mit der Zeit stellt sich dann eben heraus, mit wem das wirklich gut klappt - und mit wem nicht.

Positiv formuliert: Es ist überraschend, wo überall Verbündete sind, die du vielleicht noch gar nicht wahrnimmst! Es gibt Menschen, mit denen ich erst durch die Gründung (wieder) in Kontakt gekommen bin und mit denen ich jetzt privat oder beruflich sehr eng bin.


Ein Aspekt, der aber Frauen ebenso wie alle strukturell benachteiligte Personen betrifft: Am Anfang der Selbstständigkeit sind die Verdienste meistens nicht so hoch, das Business muss sich ja erstmal etablieren. Das heißt: gründen muss man sich leisten können.
— Juliane Seyhan

Welche Tipps hast du für Frauen*, die ebenfalls überlegen zu gründen oder den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?

Folgt anderen Menschen auf Social Media, die offen über Selbstständigkeit und Unternehmer*innentum sprechen, zum Beispiel Lisa Koch, Nana Addison oder Catharina Bruns. Auch Mentor*innen sind hilfreich - schaut euch nach Programmen dazu um, empfehlenswert ist zum Beispiel MentorMe, FeMentor oder, wenn ihr im Bereich Medien und Kultur arbeitet, das Mentoring-Programm des Deutschen Kulturrates. Und informiert euch darüber, wo ihr Unterstützung bekommen könnt. Es gibt gute Angebote und Netzwerke für Gründer*innen allgemein, ebenso wie für strukturell diskriminierte Personen, etwa AiDiA für Schwarze Unternehmer*innen oder The Migrant Accelerator für Gründer*innen mit Migrationserfahrung. Unter dem Stichwort “Inclusive Entrepreneurship” gibt es auch einige Links und Infos über das Social Impact Lab.

Und vor allem: schafft euch ein trusted network, also eine Gruppe aus Gleichgesinnten, innerhalb derer ihr euch vertraut und offen über Herausforderungen sprechen könnt - am besten schon dann, wenn ihr mit dem Gedanken spielt, zu gründen.

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